Insel des ewigen Frühlings
Im April sind mein Bruder und ich nach Teneriffa geflogen. Teneriffa oder auch: die Insel des ewigen Frühlings. Und rückblickend muss ich sagen, kaum ein Name passt so gut zu dieser Insel wie dieser. Die Natur - blüht. Die Temperaturen - mild. Das Wetter - launisch. Nahezu kein Tag verging ohne prasselnden Regen, graue Wolken und schwüle Hitze. Frühling, wie man ihn kennt. Aber von vorne.
Im grünen norden
Unser Urlaub begann im Norden der Insel. Der nördliche Teil Teneriffas gilt als feucht, grün und kühl, der südliche Teil eher als trocken, warm und sonnig. Wir hatten uns bei San Cristóbal de La Laguna für fünf Nächte ein Landhaus gemietet - mitten in den Weinbergen, umgeben von meterhohen Palmen und Kakteen. Dass der nördliche Teil viel Natur zu bieten hat, konnten wir damit bestätigen. Gleich am ersten Abend wurden wir von einer Eule im Garten und einer Eidechse in meinem Schlafzimmer begrüßt. Selbst nachts wurde es nie wirklich still auf Teneriffa. Mit einem Erfrischungsgetränk in der Hand und einer Aussicht ins endlose Grün, ließ es sich definitiv aushalten - wenn der graue Himmel und starke Wind nicht gewesen wären.
Auf der Suche nach dem perfekten Licht zog es uns schnell in südlichere Gefilde. Wir fuhren die engen, steilen Straßen entlang der Küste bis nach Garachico. Diese Kleinstadt an der Nordwestküste der Insel entpuppte sich als echtes Juwel - authentisch, charmant und nicht überlaufen. Und wo sonst lernt man die Kultur und Kulinarik eines Landes besser kennen als in einer von außen leicht dubios anmutenden Bar voller Einheimischer, die dich argwöhnisch beäugen. Wie sich nach einem kühlen Dorada Tostada und einem Plausch mit dem Barkeeper herausstellte, sind die Tinerfeños (wie sich die Inselbewohner selbst nennen) super freundlich, offen und hilfsbereit. Auch für die kommenden Tage hatten wir uns vorgenommen, uns durch kleinere, ruhigere Orte wie Arico oder Fasnia treiben zu lassen. Mit dem vielen Verkehr, der zwischenzeitig auf der für deutsche Verhältnisse kleinen Autobahn herrschte, waren wir an manchen Tagen insgesamt mehr als zehn Stunden unterwegs. Doch sobald man diese verlässt, konnte man gefühlt überall anhalten und die Landschaften genießen. In der Küstenstadt Candelaria, dem spirituellen Herzen Teneriffas, liefen wir uns die Füße nahezu wund. Mit der persönlichen Mission, die Stadt durch unsere Kameras zu erkunden, nahmen wir uns viel Zeit für neue Perspektiven. Gerade die analoge Fotografie benötigt oft mehr Zeit und wie schön war es, sich diese Zeit nehmen zu können.
benijo beach
Eines unserer persönlichen Highlights war definitiv der Playa de Benijo, einer der spektakulärsten Strände im Nordosten der Insel. Obwohl - oder vielleicht gerade deshalb - so wild und ursprünglich, liegt Benijo abseits der üblichen Touristenpfade. Weil wir gelesen hatten, dass man von El Draguillo aus eine besonders schöne Aussicht auf den Sandstrand hat, ging es für uns ordentlich bergauf. So anstrengend es auch war, so unreal waren die riesigen saftig grünen Schluchten, die uns umgaben. Kakteen, wilde Kräuter und steile Felsen prägen die Landschaft des Anaga-Gebirges. In El Draguillo angekommen, trafen wir zufällig auf einen Tinerfeño. Einen echten Local, der, wie wir dann erfahren haben, dort oben eine Unterkunft und die dazugehörige Hauskatze betreute bzw. fütterte. Katzen gibt es auf Teneriffa im Übrigen wie Sand am Meer - und das sowohl im Norden als auch im Süden. Mit Händen und Füßen (und etwas Google Translator) versuchten wir uns zu unterhalten. Es gibt kein schöneres Gefühl, als neue Menschen kennenzulernen und diesen Moment fotografisch einfangen zu können. Auch wenn es immer noch etwas Überwindung kostet, diesen Moment werde ich so schnell nicht wieder vergessen. Den noch höher gelegenen Aussichtspunkt Cabezo del Tejo haben wir leider nicht mehr erreicht, doch selbst von El Draguillo aus ist das Panorama unbeschreiblich.
der regen und das meer
Teneriffa macht ihrem Namen als Insel des ewigen Frühlings alle Ehre. Das mussten wir während dieses Urlaubes schmerzlich lernen. Selbst im Süden war kein Verlass auf blauen Himmel und strahlende Sonne. Einfach unberechenbar. Eines Abends wollten wir den Sonnenuntergang im kleinen Fischerdorf El Puertito genießen - nur das Wetter hatte andere Pläne und von Sonne war auch nicht viel zu sehen. Trotz eher trübem Himmel war ich dann aber mehr als erstaunt, als ich die Scans gesehen habe - die Farben des Silbersalz 250D waren kontrastreich und knallig. Statt einem malerischen Sonnenuntergang gibt es also zumindest ein kleines Learning, niedrige ISO Werte funktionieren auch bei schwierigeren Lichtverhältnissen. Wir ließen unsere erste Unterkunft und das schlechte Wetter (die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt) hinter uns und fuhren in unser zweites Airbnb im Süden Teneriffas. Die letzten Meter zur Unterkunft ließen unseren Puls höher Schlagen. Die Straße war eng, steil und die entgegenkommenden Locals machten das Fahren auch nicht einfacher. Trotz der holprigen Anfahrt war die Lage aber durchaus attraktiv. Keine 20 Minuten Autofahrt von unserer Unterkunft lag Acantilados de Los Gigantes. Eine charmante Kleinstadt, gelegen an der Westküste der Insel, die für ihre beeindruckenden Steilklippen, die senkrecht und bis zu 600 Meter hoch aus dem Atlantik ragen, bekannt ist. Kein Wunder, steht Acantilados de Los Gigantes für die Klippen der Riesen. Das Naturwunder wirkt nicht nur auf Bildern imposant, in echt war das Gefühl noch viel eindringlicher.
teide nationalpark
Am nächsten Morgen klingelte der Wecker früh. Wir schnappten unsere Kameras und machten uns um sieben Uhr früh auf den Weg in den Teide Nationalpark. Ein absolutes Highlight, wenn man denn frühzeitig dort ist. Am vorangegangenen Mittag war es nicht nur unglaublich heiß, sondern auch wie angenommen sehr voll. Die Autos parkten wild und Menschen strömten in alle Richtungen wie Ameisen. Deshalb unsere Empfehlung für alle, die ungestört Bilder machen wollen - ein Besuch zu früher oder sehr später Stunde lohnt sich. Die Route führte durch eine von unzähligen Bäumen gesäumte Allee, an deren Ende der Teide, der schlafende Riese mit seinen 3715 Metern, emporragte. Der El Teide ist somit nicht nur der höchste Gipfel Spaniens, sondern auch der dritthöchste Inselvulkan der Welt. In den frühen Morgenstunden also gehörte der Nationalpark uns allein (und den vielen Eidechsen und Geckos). Mit Silbersalz 250D und 500T in den Kameras hatte ich eine gute Wahl getroffen. Auch die Scans beweisen, dass sowohl der Daylight- als auch der Tungstenfilm bei Sonnenschein überzeugen. Die Bilder sind feinkörnig und cinematisch, wie man es von Silbersalz kennt - und ich bin happy.
a mal tiempo, buena cara
Das ist wenig überraschend spanisch und bedeutet so viel wie bei schlechtem Wetter, ein gutes Gesicht. Getreu dem Sprichwort soll man also positiv bleiben, auch wenn etwas nicht so läuft wie geplant. Wortwörtlich genommen war unsere Stimmung tatsächlich immer wieder durch das regnerische Wetter getrübt - kurz vor unserer Abreise gab es jedoch ein Erlebnis, das unsere Gemüter aufhellte. Schon während des gesamten Urlaubes sind uns die vielen glänzenden Oldtimer einerseits und lauten Tuningfahrzeuge andererseits aufgefallen. Eines Abends beim Scrollen durch Instagram sind wir auf Cristians Profil gestoßen. Cristian lebt auf Teneriffa und hat zwei beeindruckende Autos in seiner Garage - einen Peugeot 205 GTi 1.9 und einen Volkswagen Golf MK6 R20. Wir staunten nicht schlecht. Also hatten wir ihn kurzerhand angeschrieben und gefragt, woher die Leidenschaft der Tinerfeños für besondere Fahrzeuge kommt. Daraus entstand schnell ein lebhafter Austausch und am Ende sogar eine Verabredung für ein Fotoshooting am nächsten Vormittag, unserem letzten Tag auf der Insel. So konnten wir nicht nur Cristian und seinen Peugeot persönlich kennenlernen, sondern auch einmalige Bilder von beiden machen. Das Wetter war schlecht, aber unsere Gesichter waren gut.
Würden wir nochmal nach Teneriffa reisen? Nicht unbedingt. War es trotzdem ein unvergesslicher Urlaub? In jedem Fall.
Swipe dich gerne durch noch mehr Eindrücke von Teneriffa. Alle im Blogbeitrag gezeigten Bilder wurden mit Silbersalz aufgenommen.
Mit Liebe verfasst von Melwin und Ksenia